Gendergerechte Puppe - ADABOB
Eines der Siegerprojekte des "Ideenwettbewerbs gendergerecht"
Laura Ehmke, zum Zeitpunkt der Ausschreibung unseres "Ideenwettbewerbs gendergerecht" im Jahr 2018 noch Studentin des Fachbereichs Gestaltung, inzwischen erfolgreich absolvierte Diplom-Designerin überzeugte durch ihr Konzept, eine gendergerechte und nachhaltige Spielpuppe zu entwerfen. Hier erfahren Sie mehr über das Projekt ADABOB:
Grundlage für die Entwicklung einer zeitgemäßen Spielpuppe war die Untersuchung des gegenwärtigen Marktes für Puppen, deren historische Entwicklung, die Frage nach der aktuellen Aufgabe einer Puppe, sowie der Wunsch, deren Herstellung und Qualität neu zu denken.
Im Ergebnis orientiert sich die Puppe an zwei wichtigen gesellschaftlichen Idealen: Gendergerechtigkeit und Diversität zu transportieren und zugleich von Kindheit an ein Bewusstsein für Umwelt und Nachhaltigkeit zu fördern.
Die Auseinandersetzung mit historischen und gegenwärtigen gesellschaftlichen und erzieherischen Funktionen von Puppen verweist auf Herausforderungen für Eltern, deren Wunsch es ist Kindern eine freie Wahl über deren eigene Rolle in der Gesellschaft, in der Partnerschaft und ihrer sexuellen Identität zu erlauben. Oftmals können sie Ihre Erziehungsideale kaum umsetzen, da der Einfluss des weiteren Umfeldes stark in herkömmlichen Ideen verhaftet ist und diese permanent an das Kind transportiert werden. Tief verankerte Gewohnheiten führen dazu, Klischees zu bedienen, diese aufrecht zu erhalten und sie noch an die kommenden Generationen weiter zu geben. Ein neues Verständnis von Geschlechtern kann nur durch Mut und eine schrittweise Verankerung in unserem Alltag Realität werden. Hier ist es wichtig auch die Rolle von alltäglich genutzten Objekten zu beachten. Diese wirken durch ihre Gestaltung, sowie auch unbedacht durch ihre Nutzung auf ihre Nutzer, den Menschen ein. Deswegen ist es wichtig mehr Alltagsgegenstände zu entwickeln, die ein neues Geschlechter-Verständnis geradezu spielend transportieren, um langfristig eine Veränderung im Bewusstsein zu stabilisieren.
Dies ist die erste wichtige Dimension von ADABOB. Die Puppe bietet Kindern Raum ihre sexuelle Identität jenseits von Stereotypen behutsam zu entwickeln und trägt so zur Verankerung von Gendergerechtigkeit und Diversität bei. Das Puppenkind hat kein festgelegtes Geschlecht. Jedes Kind kann die eigene Phantasie nutzen und sich für sein Puppenkind das Geschlecht ausdenken, das es richtig findet. Das Geschlecht kann regelmäßig wechseln, oder völlig undefiniert bleiben, gerade so wie es für das Kind in seinem Spiel richtig ist. In der Umsetzung bedeutet dies, dass die Puppe keine Geschlechtsmerkmale aufweist. Bei der Gestaltung des Körpers wird bewusst auf eine Darstellung von Geschlechtsteilen verzichtet, gleiches gilt mit Blick auf sekundäre Geschlechtsmerkmale, wie Frisur und Bekleidung. Mit Blick auf die Gestaltung wurde zudem auf eine deutliche Altersbestimmung ebenso bewusst verzichtet wie auf einen festgelegten Ausdruck im Gesicht. So kann das Kind seine Puppe mit der eigenen Vorstellung beleben.
Neben der Entscheidung die Puppe gendergerecht zu gestalten wurde zudem Wert darauf gelegt, dass sich auch andere diverse äußere Merkmale unserer Gesellschaft in den Puppen wieder finden, dazu zählen unterschiedliche Ethnien ebenso wie körperliche Beeinträchtigungen, die es als selbstverständliche Bestandteile unserer Umwelt sichtbar zu machen gilt. Die Puppe kann so ein Baustein sein für eine gendergerechte und an Diversität ausgerichtete Erziehung.
Zweitens leistet ADABOB einen Beitrag zu Umweltbewusstsein und ökologischer Nachhaltigkeit. Sie bietet Eltern und Pädagogen eine Alternative, die es ihnen ermöglicht Kunststoff im Kinderzimmer durch unbedenkliche Rohstoffe zu ersetzen. Die Puppe besteht aus Holz und Stoff und zeichnet sich durch Nachhaltigkeit im gesamten Produktzyklus aus. Holz, das Basismaterial der Puppe, berührt Menschen emotional. Unterschiede und Unregelmäßigkeiten in Farbe und Struktur des verwendeten Holzes weisen auf die Einmaligkeit und Unterschiede der Mitglieder unserer Gesellschaft hin. Es entsteht eine gefühlsbetonte Verbindung, die durch die abschließende Gesichtsbemalung und den dadurch entstehenden ausgeprägten Charakter noch verstärkt wird. Dies lässt die Puppe zu etwas besonderem werden, das sofort spürbar ist. Durch die Verwendung von Holz verfügt ADABOB über eine deutlich bessere Haltbarkeit und präzisere Gestaltung als reine Stoffpuppen. Materialauswahl und das innovative Herstellungsverfahren, in dem handwerkliche und modernste industrielle Arbeitsschritte kombiniert werden, tragen zur langen Lebensdauer bei. Zudem ermöglicht die Konstruktion der Puppe das Auswechseln aller verwendeten Teile. Materialauswahl, Reparaturmöglichkeiten und die zeitlose Gestaltung tragen zu einem überdurchschnittlich langen Lebenszyklus der Puppe bei, so dass sie auch noch vererbt werden kann. Am Ende der Nutzungsdauer kann die gesamte Puppe rückstandslos zurück in den Ressourcenkreislauf geführt werden.